Neuigkeiten 06.09.2021

Wie war die Corona-Lage in den Herner Schulen zum Schulanfang? Wie geht es weiter?

Berichte und Meinungen über die ersten Wochen nach Schulbeginn 2021/22 - Es ist immer noch Vieles unklar und chaotisch.

Min.

Am 25.08.21 veröffentlichte die WAZ ihre Recherche in den Herner Schulen. Demnach wurden gleich zum Schulstart viele Schüler*innen in verschiedenen Schulformen positiv getestet und zur Sicherheit mit weiteren Klassenkameraden und Klassenkameradinnen (meist drei bis sechs, aber auch ganze Klassenverbände) vom Gesundheitsamt in Quarantäne geschickt. Insgesamt 147 Kinder waren gleich am ersten Tag von den Maßnahmen betroffen.

Situation an den Grundschulen
Da Grundschulkinder im Pool getestet werden, mussten bei einem Fall alle nach Hause geschickt werden, was zu deutlichem Unmut bei den Eltern führte. Die Kinder werden zwar einzeln nachgetestet, um herauszufinden, wer nun wirklich in der Klasse betroffen ist und welche Mitschüler*innen man in Quarantäne schickt. Aber leider berichteten unsere GEW-Grundschulkolleg*innen, dass die Testergebnisse der Labore nicht gleich am nächsten Tag den Schulen übermittelt wurden. Die Ergebnisse müssen bis morgens um 6 Uhr über eine Internetseite abgerufen werden. Manche Schulen mussten tagelang warten und so mussten auch nicht Infizierte zu Hause bleiben, wie sich später bei den Einzeltests herausstellte. Die Situation an den Schulen, bei den Kolleginnen und Kollegen und bei den Eltern war daher sehr angespannt.
An Grundschulen ist das Einhalten der Hygieneregeln nicht einfach, hier zwei Beispiele:
•    beim Schwimmunterricht in einem Lehrschwimmbecken mit 27 Kindern.
•    auf dem Schulhof in den Zonen für die einzelnen Jahrgänge halten Kinder auch keinen Abstand, sondern genießen eher die Nähe! Sie brauchen das auch…!
Eine Kollegin der Grundschule sagt: „Ich fühle mich nicht so wirklich wohl damit… ich  lasse erst mal meinen Immunstatus überprüfen, um dann ggf. wieder  eine FFP2 Maske zu tragen.

Situation beispielhaft an weiterführenden Schulen
An  weiterführenden Schulen wurden ebenfalls etliche Schüler*innen positiv getestet.
Mittlerweile ist viel über die Infektionslage bei Kindern und den Maßnahmen des Schulministeriums geschrieben und diskutiert worden.
Am 2.09.21 war das auch Thema im Landtag. Während NRW-Gesundheitsminister Laumann sich hinter die umstrittene Forderung von Schulministerin Yvonne Gebauer  stellte, künftig nur noch infizierte Schulkinder für 14 Tage in Quarantäne zu schicken, war SPD-Landtagsfraktionschef Kutschaty der Meinung, dass die Landesregierung  die Kinder und Jugendlichen gefährde. Er war erneut für seinen Vorschlag, Kinder nur noch für fünf und nicht mehr für 14 Tage zu isolieren. Nach fünf Tagen solle es die Möglichkeit zum „Freitesten“ geben.
Unserer Meinung nach passen viele Dinge bei den Abläufen an den weiterführenden Schulen nicht zusammen, sind nicht konsequent und am Ende auch gefährlich:

  • Während per Einbahnstraßensystemen versucht wird, zu nahe Begegnungen von Kindern zu vermeiden, gehen ALLE Kinder an einigen Schulen in Regenpausen zusammen in die Aula und laufen da wild durcheinander, um dann in Einbahnstraßen wieder in die Klassen zu gehen; AGs sind gemischt, Kurse zumindest klassenübergreifend.  In den Pausen werden vielfach keine Masken mehr getragen und auch nicht kontolliert.

  • Bei Positivtestungen schickt das Gesundheitsamt erst mal nur die positiv getestete Person in Quarantäne und ordnet einen PCR- Test an ... bis der dann da ist, gilt meist: ALLE anderen einer Klasse müssen zunächst weiter zur Schule ... wenn dann ein oder zwei Tage später die PCR- Ergebnisse kommen, werden dann nur die Sitznachbarn in Quarantäne geschickt, die dann vielleicht also weitere Tage andere infiziert haben; außerdem waren natürlich NIE alle Kinder die ganze Zeit nur an ihren Plätzen, hatten also auch Kontakte zu anderen Kindern und nicht nur zu ihren Sitznachbarn.

  • Schulen sind keine Gesundheitseinrichtungen - es passieren unglaubliche Fehler: an einer Schule fand ein Kollege am Freitag in der 1. Stunde in einem Kursraum vorne über ein e Stuhllehne einen blauen Müllsack - offen; beim Blick hinein stellte sich heraus, dass darin benutzte Tests eingeworfen waren - die Tüte war offen - und die Tests sind Mittwoch in der 1. Std. durchgeführt worden ... die offene Tüte stand also ganze 2 Tage da rum und mehrere Kurse haben in dieser Zeit mit wechselnden Gruppen  in diesem Raum stattgefunden ...

  • Getestet werden soll möglichst früh an 2 Tagen - an vielen Schulen montags und mittwochs: In den Oberstufen haben aber in einer Gesamtschule durchaus viele Schüler*innen nicht zur 1. Stunde Unterricht, sondern sehr individuell zur 3., 4., 5. Stunde. Nachtestungen müssen organisiert werden - an denen nehmen manchmal 80 Schüler*innen teil, die Kurse sind dann halb leer und wer soll  im Test-Raum sein und das machen ?  Außerdem ist die Schlange, wenn alle Abstand halten, über 100 Meter lang, oder alle stehen noch enger ...

  • Von einem Gymnasium wissen wir, dass bei  Oberstufen-Schüler*innen getestet wird, wie die anderen KOOP-Gymnasien auch -  montags und donnerstags. Denn dann finden in der 1. Std. immer die Leistungskurse statt, so dass schon alle da sind.
    Es werden extra freiwillige Kolleg*innen für laufende Nachtestungen an den beiden Vormittagen abgestellt, z.T. auch die Schulsozialarbeiterin. Man kann also davon ausgehen, dass die Schüler*innen tatsächlich 2x pro Woche getestet werden, was auch durch mitgeführte Laufzettel dokumentiert wird.
    Aber auch dort werden nicht mehr alle Regeln streng eingehalten. AGs werden vermischt, teilweise die Räume oder Flure nicht mehr richtig durchgelüftet.

Nach  unserer Einschätzung ist es beileibe NICHT so, dass Schulen sichere Orte sind - immer noch nicht und die angeblichen "Hygiene- Konzepte" sind vielmals eine Farce. Stattdessen hat man heimlich und leise im Ministerium umgestellt: Man geht davon aus, dass sich ohnehin alle Kinder über kurz oder lang infizieren (denn insgesamt geht die Mehrheit der Wissenschaftler davon aus, dass sich über kurz oder lang jede*r nicht Geimpfte anstecken wird) ... man hat also schlicht aufgegeben und nimmt hin, dass - nach Schätzungen einer Kommission des Bundestages - mehrere tausend Kinder erkranken werden - viele davon auch schwer - und die Long- Covid-Folgen kennt niemand ...
Die Lage ist nach wie vor chaotisch…

Geimpft oder nicht  geimpft - Unklarheit über Abfrage
Zurzeit (siehe 4.09.21 ein Artikel der WAZ auf der 1. Seite) gibt es zusätzliche Meinungsverschiedenheiten, ob man Kolleginnen und Kollegen in den Schulen, in Kitas, in Krankenhäusern befragen darf, ob sie geimpft sind. Darauf hat sich nämlich die Große Koalition im Bund geeinigt.
Die GEW NRW und der VBE kritisieren diesen Vorstoß. …
Wir meinen: Zur Mitteilungsverpflichtung, ob man geimpft ist passen viele Dinge nicht: In Krankenhäusern ist dies sinnvoll, weil in bestimmten Zimmern bei  bestimmten erkrankten Menschen eben nur Personal hineingeht, das geimpft ist ... Bei Schulen passt nicht, dass man bei der Mitteilungspflicht jetzt sagt, Schulen seien "gefährliche Orte", sonst aber sagt man immer, Schulen seien dies gerade eben nicht ... UND: Was soll denn passieren, wenn man in einer Schule weiß, dass Person A oder B nicht geimpft ist ... er ist ja dennoch verpflichtet, in die Klassen zu gehen - was also soll die Verpflichtung zu dieser Information ... wenn, dann müsste man alle Kolleginnen und Kollegen  verpflichten, sich impfen zu lassen und sie sonst suspendieren – aber das wird man wohl nicht tun.