Neuigkeiten 21.05.2019

Wie Integration im Schulalltag funktioniert

...hat der Journalist und Autor Fritz Pleitgen mit seinem Freund Hans Tilkowski bei einem Besuch in der Herner Hans-Tilkowski-Schule miterleben können.

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Fritz Pleitgen war an der Herner Hans-Tilkowski-Schule zu Gast und hat dort unter anderem den Deutschunterricht besucht. Das kulturelle Miteinander ist für den Journalisten ein großes Thema.
„Integration ist eine der wichtigsten Aufgaben und Herausforderungen in unserer Gesellschaft“, sagt Fritz Pleitgen. Der Journalist und Autor aus Köln hat am Montag zusammen mit Freund Hans Tilkowski die gleichnamige Schule in Herne besucht. Sein Ziel: alltägliche Integration erleben und herausfinden, welche Hilfen noch gebraucht werden.
„Als Hans mir von der Integrationsarbeit dieser Schule berichtet hat, war ich direkt begeistert“, so der 81-Jährige. Die beiden haben sich - wie könnte es anders sein - durch den Fußball kennengelernt. „Das war 1996 beim Champions League- Finale Dortmund gegen Juventus Turin in München“, erinnert sich Pleitgen. Seitdem treffen sich die beiden Fußballfans regelmäßig - zum Beispiel im Stadion. Bei den Treffen kam auch die Herner Hans-Tilkowski-Schule zur Sprache. „Mich beschäftigt das Thema Integration schon sehr lange, deshalb interessiert mich die Arbeit an der Schule sehr.“ Während seiner Arbeit als Journalist habe er erlebt, dass viele Modelle der Integration nicht gut funktionieren. „Selbst in New York leben die Menschen einfach nebeneinander her, da gibt es kein miteinander.“
Deshalb kam bei Tilkowski und Pleitgen die Idee auf, auch einmal gemeinsam die Schule in Herne zu besuchen. „Auf diese Schule wäre ich früher auch gerne gegangen“, sagt Fritz Pleitgen, als er sich bei seiner Ankunft im Gebäude an der Edmund-Weber-Straße umschaut. Der 81-Jährige hat viele Fragen an Direktor Lothar Heistermann. Wie funktioniert das Zusammenleben mit vielen verschiedenen Kulturen? Und gibt es auch Lehrer mit Migrationshintergrund?

31 verschiedene Nationalitäten

‚Wir haben Schüler mit insgesamt 31 verschiedenen Nationalitäten, und das funktioniert gut“, sagt Lothar Heistermann. „Auch ein Drittel unserer Lehrenden haben einen Migrationshintergrund“. Pleitgen will außerdem wissen, wie die Schule mit Schülern umgeht, die noch gar kein Deutsch können. Dafür geht es in ein Nebengebäude der Schule, ins Sprachzentrum. Dort wird unter anderem Deutsch unterrichtet. Der zwölfjährige Rawand aus Syrien ist erst seit einem Monat in Deutschland. Lehrerin Sabine Wagner muss mit ihm deshalb ganz von vorne Anfangen, bei den Buchstaben. „Das ist natürlich am Anfang wirklich nicht so einfach, aber es ist auch toll, wenn man dann erste Erfolgserlebnisse hat“, so Wagner. Einen Raum weiter sitzt eine Schülerklasse, die an der Schule bereits etwas länger Deutsch lernt. Sie können zum Beispiel schon erzählen, wie sie heißen und woher sie kommen.

Schüler haben Fragen vorbereitet

Die Schüler haben für den Besucher von Fritz Pleitgen ein paar Fragen vorbereitet. Sie möchten zum Beispiel wissen, wie alt er ist oder was sein Lieblingsessen ist. „Ich esse gerne Brot mit Käse oder Nudeln und Fisch“, antwortet der Journalist.
Im Sprachzentrum wird aber nicht nur deutsch unterrichtet, sondern auch türkisch. Schüler, deren Muttersprache türkisch ist, lernen dort ihre Sprachkenntnisse weiter zu vertiefen. „Das finde ich persönlich auch eine wichtige und ganz tolle Sache“, sagt Fritz Pleitgen.
Anschließend lernt Pleitgen noch einige Arbeitsgruppen der Schule kennen, die zum Beispiel den Schulhof umgestalten wollen oder sich um die Bienenstöcke auf dem Schulgelände kümmern. Am Ende gibt es ein durchweg positives Fazit: „Ich bin wirklich sehr froh, dass Hans Tilkowski mich auf diese Schule aufmerksam gemacht hat“, sagt Pleitgen. „Ich habe sehr viel Achtung vor der Leistung, die hier tagtäglich gebracht wird.“ Der Journalist will deshalb auch selbst einen Bericht über seinen Besuch an der Schule schreiben und die Arbeit dort so bekannter machen. „Ich möchte außerdem weiter mit Herrn Heistermann in Verbindung bleiben und wissen, wie man die Arbeit an der Schule unterstützen kann. Ich denke, da werde ich noch mit einigen Stiftungen ins Gespräch kommen.“


Fritz Pleitgen wurde 1938 in Duisburg geboren. Seine Familie wurde während des zweiten Weltkriegs nach Schlesien evakuiert und musste von dort wieder flüchten. „Meine ersten Wahrnehmungen als Kind waren Sirenen und Flammen“, so erinnert sich Pleitgen.
Während seiner journalistischen Karriere war er unter anderem ARD-Korrespondent in Moskau und Intendant des WDR.

Aus: WAZ, Herne & Wanne-Eickel
21.05.2019
Redakteurin: Lina Wiggeshoff