Neuigkeiten 08.02.2022

Update: Vorsitzender der GEW-Herne fordert Rücktritt von Ministerin Gebauer!

Wegen katastrophaler Bedingungen, Fehleinschätzungen und Verkennung der Lage an den Schulen durch das Schulministerium findet unser Vorsitzender deutliche Worte. Das findet Beachtung in den Medien!

Min.

Mehrjährige Versäumnisse, Fehleinschätzungen, Verkennungen der Lagen, unzulängliche oder falsche Maßnahmen und teilweise (bewusste?) Fehlinformationen der Öffentlichkeit sorgen für Vertrauensverlust, Chaos und Unsicherheiten an den Schulen vor Ort. Die nunmehr zu verzeichnenden dramatischen Folgen in der Dimension der 5. Coronawelle, aber auch in den katastrophalen Lagen in Schulen vor Ort münden nun in der Rücktrittsforderung des Herner GEW- Vorsitzenden an die Ministerin.
Am Ende sind es ganze 8 Seiten, die die GEW-Herne vorlegt und in denen sie seit 2020 wissenschaftliche Untersuchungen, Berichte aus den Schulen vor Ort anführt. Immer wieder hatten diese evident fundierten Hintergründe zu Forderungen an das MSB und die Ministerin geführt, die in den meisten Fällen unerhört und erst recht unerfüllt blieben. Im Kern wies die GEW Herne immer wieder unter anderem auf Folgende Aspekte hin:

I)    Die vom MSB zu den jeweiligen Zeitpunkten getroffenen Coronamaßnahmen während der letzten 2 Jahre waren in Bezug auf den Infektionsschutz durchgehend und immer wieder dramatisch unzureichend und mindestens fatal zu spät.

  • Bereits seit Oktober 2020 lagen mehrere überregionale Untersuchungen vor, die belegen, dass Schulen zu allen Zeiten der Pandemie Teil des Infektionsgeschehens waren, während die Ministerin die Schulen wieder und wieder als „sichere Orte“ einstufte.
  • Bereits seit Dezember 2020 lagen Untersuchungen zur Wirksamkeit von MNS im öffentlichen Raum vor, während die Ministerin nicht nur die Maskenpflicht an allen Schulen abschaffte, sondern einzelnen Schulen und Kommunen untersagte, eigenständig MNS- Schutz nach Lage vor Ort und nach dem Willen aller Beteiligten zu beschließen.
  • Bereits im Dezember 2020 lagen wissenschaftliche Untersuchungen vor, die Superspreader- Geschehnisse in Schulen dokumentierten, diese Daten wurden ignoriert. Entgegen  den eigentlichen Untersuchungsergebnissen wurde im Gegenteil behauptet, die Infektionsgeschehnisse hätten außerhalb der Schulen stattgefunden und die KMK bezog sich mehrfach in ihren Anordnungsbegründungen auf diese nicht korrekt rezipierten Grundlagen.
  • Zuletzt führten die Anweisungen des MSBs zu Beginn des Unterrichts nach den Weihnachtsferien 2021/22 und die Situation vor allem im ÖPNV am ersten Schultag und der erste faktisch ungetestete Schultag der Grundschüler*innen dazu, dass die Fallzahlen unter Kindern und Jugendlichen mit Omikron in Schulen explosionsartig nach oben gehen mussten.
  • In Bezug auf die neu vom Land beschafften Schnelltests für weiterführende Schulen hält die GEW- Herne fest, dass diese mit einer Sensitivität von nur noch 58 bzw. 62% einen deutlich schlechtere Erkennung von Infektionen aufweisen als der bisherige Test mit einer Sensitivität von 76% auf – hier fragt die GEW- Herne, warum unter der von der Ministerin selbst aufgestellten Forderung der „weltbesten Bildung“ nicht auch „weltbeste Tests“ in den Schulen zum Einsatz kommen – zumal in einer bisher unbekannt ansteckenderen Virusvariante.

Insgesamt sieht die GEW- Herne in all diesen und weiteren Punkten direkte Zusammenhänge zwischen massiv falschen oder unzureichenden Beurteilungen und Einschätzungen des MSBs und daraus abgeleiteten Vorgaben und direkten Folgen im Infektionsgeschehen. Nicht waren und sind Schulen sichere Orte, wie die Ministerin immer wieder öffentlich angab, sie waren und sind Orte, die die Inzidenzzahlen in einem dramatisch hohen Faktor nach oben trieben und treiben. Da die Zahlen schwerster Erkrankungsverläufe und auch Todesfolgen in direkter Folge zur Anzahl an Infektionen stehen, sind die unzureichenden oben beschriebenen fatalen Einschätzungen und daraus folgenden Maßgaben für Schulen für einen Teil der Infektionen und schließlich auch für einen Teil der Opfer verantwortlich zu machen.

II)    Die schulischen Grundausrichtungen von MSB- Maßnahmen waren und sind unzulänglich und fatal einseitig auf „Unterrichtsstoff und Prüfungen“ ausgelegt: Während zu Beginn der Pandemie als Ziel vorwiegend das „Durchziehen“ von Prüfungen Kern der MSB- Maßnahmen war und der Schutz auch der seelischen Unversehrtheit von Kindern und Jugendlichen so gut wie gar nicht im Fokus standen (ein überwältigender Teil der Anweisungen aus den ersten 28 Schulmails bezieht sich auf die Durchführung von Prüfungen und die Voraussetzungen dafür für die Abschlussklassen), berufen das MSB und die Ministerin sich jetzt bei der gesetzten Prämisse des Präsenzunterrichtes gerade auf das Argument der seelischen Gesundheit der Kinder - tatsächlich werden hierzu aber fatal unzulänglich Maßnahmen getroffen. Großteile der Maßnahmen folgen der Überschrift „Aufholen nach Corona“ unter Titeln wie „jetzt schalten wir den Turbo ein“ und fokussieren weiterhin auf fachliches Aufholen von Inhalten, während bei Notfallunterstützungen von traumatisierten Kindern und Jugendlichen oder bei Depressions-, Vereinsamungs-, Sucht-, Aggressions- oder anderweitigen Problemtendenzen Wartezeiten in Beratungsstellen und Kliniken von vielen Monaten bis zu über einem Jahr anstehen. Akuthilfe haben zuständige Kliniken - den Rückmeldungen aus den Kollegien nach - vollständig auf Selbstgefährdungslagen beschränkt – selbst bei Fremdgefährdungslagen stehen aufgrund der unfassbaren Fülle an bedürftigen „Fällen“ lange Wartezeiten an. Diesbezügliche Maßnahmen mit dem Fokus auf das, was Kinder und Jugendliche jetzt für ihr Wohlbefinden, ihre Identitätsbildung, ihre menschliche Entwicklung, die Entwicklung von Werten und Normen bräuchten, stehen in den Anweisungen des MSBs für Schulen weiterhin nicht oder kaum, in jedem Fall aber völlig unzureichend auf der Agenda.
In der Folge all dessen erreichen die GEW-Herne seit Beginn der Pandemie immer wieder Rückmeldungen aus den Kollegien aber auch aus Eltern- und Schüler*innenkreisen die zeigen, wie groß die Trauer, die Fassungslosigkeit, die Verzweiflung, die Wut oder der Zweifel an den Kompetenzen auf höchster Führungsebene mittlerweile sind. Für die GEW- Herne trägt dafür Frau Ministerin Gebauer wesentlich die Verantwortung. Im Sinne der obigen Beschreibung bleibt am Ende daher im tiefen und besten Interesse aller von Schule Betroffenen leider nur die Forderung des Rücktritts der Ministerin.
Carsten Piechnik
Mitglied des Vorstandsvorsitzenden- Teams der GEW- Herne

Hinweis:
Die 8 Seiten, die die GEW Herne der WAZ Herne&Wanne-Eickel geschickt hat (s.o. 2. Abschnitt), wird auf dieser Seite als pdf-Datei zur Verfügung gestellt.

Außerdem als pdf-Datei verfügbar ist eine Kopie des WAZ-online Artikel vom 20.01.22 zu diesem Thema und ein Artikel über den Protest der Schulpflegschaft einer Herner Grundschule über die Teststrategie des Landes vom 20.01.22

Zusätzlich interessant ist ein Kommentar des WDR vom 26.01.22

Am 5.02.22 veröffentlicht NEWS4TEACHERS den Artikel "Lehrer machen Gebauer für das Corona-Chaos an Schulen verantwortlich – und fordern: Rücktritt!" und beschreibt die Situation in Herne und unsere GEW-Herne-Forderungen und Einschätzungen.