Neuigkeiten 24.10.2020

Schulstart mit Sorge

Die GEW Herne kritisiert die Maßnahmen der Landesregierung zum Schulbeginn nach den Herbstferien.

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In der nächsten Woche beginnt wieder der Unterricht an den Schulen.  Angesichts der sprunghaft gestiegenen Infektionszahlen in Herne blicken Lehrer*innen, Eltern und Schüler*innen mit Sorge dem Unterrichtsbeginn am Montag entgegen.

Ausschnitte aus der WAZ online Herne & Wanne-Eickel, 23.10.20: „Mulmiges Gefühl zum Schulstart“

Harsche Kritik vom Herner Chef der GEW
Harsche Kritik an der Landesregierung kommt von Carsten Piechnik, Herner Chef der Lehrergewerkschaft GEW. Mit Blick auf die Maskenpflicht weist er darauf hin, dass die meisten weiterführenden Schulen in Herne das Tragen auf freiwilliger Basis weitergeführt hätten, und die allermeisten Schüler hätten sich dran gehalten.
Die Unsicherheit in den Grundschulen sei dagegen sehr groß, weil man einerseits darum wisse, dass eine Maskenpflicht für Grundschulkinder besonders schwer sei, aber andererseits gebe es ältere Lehrer, die nicht wissen, ob sie gefährdet seien, wenn die Kinder keine Maske tragen - was sie nach den Vorgaben des NRW-Schulministeriums nicht müssen.

Herner GEW-Chef: Viele Lehrer fühlen sich verschaukelt
Bei der Maskenpflicht für die älteren Schüler verweist Piechnik darauf, dass man die Abschaffung der Pflicht und die Lockerung der Abstandsregeln abgelehnt habe und vorhergesagt habe, dass man das womöglich mit Menschenleben bezahlen werde. Die Wiedereinführung der Pflicht sieht Piechnik als Bestätigung des GEW-Standpunkts.
Aber auch die angeordneten Maßnahmen des Landes seien teilweise nicht nachvollziehbar. So stelle sich die Frage, wie an windstillen Tagen gelüftet werden soll. Außerdem gebe es Schulen, da könne man Fenster gar nicht öffnen oder nur auf Kipp. Das vom Schulministerium vorgegebene Stoßlüften alle 20 Minuten würde die Unterrichtszeit drastisch reduzieren. Aus Sicht der GEW muss ausreichender Abstand gewährleistet werden, was weniger Schüler im Raum bedeuten würde. Dass dann weniger Unterrichtsstoff vermittelt werden kann, müsse man in Kauf nehmen.
Gerade weil einige Kinder in schwierigen Situationen lebten, sei es wichtig, den Präsenzunterricht so lange wie möglich aufrecht zu erhalten, aber mit einem großen Abstand und mit sicheren Masken.

Bei den Lehrern gebe es eine große Unsicherheit und oft das Gefühl, dass man verschaukelt wird. Die Maßnahmen des Ministeriums in ihrer Kurzfristigkeit und Widersprüchlichkeit könnten viele Lehrer nicht mehr nachvollziehen. Piechnik weist darauf hin, dass zahlreiche Lehrer, die selbst zu Risikogruppen gehören, aber freiwillig unterrichtet hätten, nun abspringen.
In diesem Zusammenhang beschäftigt Piechnik auch die Frage, inwieweit es das Gesundheitsamt noch schafft, Infektionsfälle an Schulen nachzuverfolgen.


Auch die Herner Grünen kritisieren das Land

Schulministerin Gebauer mache sich einen schlanken Fuß, so Jörg Höhfeld. „Verantwort­ich sind Schulträger, Lehrerinnen und Lehrer und Schülerinnen und Schüler, nur das Ministerium nicht. Die Empfehlungen des Robert-Koch-Instituts werden ignoriert. Es gibt keinen Schwellenwert für Schulschließungen. Klassen werden nicht geteilt, kein Schichtbetrieb, keine Ausweitung des digitalen Lernens. Maskenpflicht im Unterricht und häufiges Lüften sind richtig, reichen aber nicht aus.“
Seit März habe Gebauer Zeit, über einen Plan B nachzudenken. Statt dessen: „Querlüften, wo immer es möglich ist“. Und wo es nicht möglich ist?

Nachtrag: Heute am 24.10. wird im Lokalteil Herne & Wanne-Eickel berichtet, dass die Stadt Herne in Kooperation mit dem HCR den morgendlichen Busverkehr zu den weiterführenden Schulen entzerren will - mit dem Ziel, dass die Schüler*innen die erforderlichen Abstände besser einhalten können. Es sollen 17 Einsatzbusse zusätzlich zum regulären Linienverkehr morgens einmal für die Klassen 5-7 und einmal für die  Klassen 8-10 fahren, um die Schüler*innen der Sekundarstufe Richtung Schule zu bringen. Das heißt natürlich auch, dass der Unterrichtsbeginn gestaffelt werden müsste, um 7.45 Uhr und 8.30 Uhr. Jetzt kommt die Durchführung dieses Angebotes auf die Schulen an, sie müssen dem Plan zustimmen.
Wir finden diese Lösung sehr beachtlich und begrüßen die Pläne.

Das Robert-Koch-Institut hat Empfehlungen unter dem Titel "Präventionsmaßnahmen in Schulen während der COVID-19-Pandemie" herausgegeben (pdf-Datei s.u.)