Neuigkeiten 01.10.2021

Rückblick und Fazit der Jahreshauptversammlung der GEW Herne 2021

Belastungen - und daraus hervorgehendes gewerkschaftliches Handeln!

Am 28.09.2021 fand unsere Jahreshauptversammlung statt. Unser wichtigstes Thema war die Belastung am Arbeitsplatz in Schulen und Kitas und was das für die Beschäftigten bedeutet.

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Im von Ralph Stenzel und Carsten Piechnik vorgetragenen Bericht des Vorstandes zu den Aktivitäten der GEW in den letzten fast 2 Jahren wurde deutlich, wie vielfältig die GEW Herne sich engagiert – und wie sehr Corona die Lupe auf zahlreiche systemische und strukturelle Mängel im Schulsystem fokussiert hat – nicht zuletzt mit der Folge außerordentlicher Belastungen für die in Kitas und Schulen Beschäftigten.
Folgerichtig stand die Frage nach BELASTUNGsfolgen im Zentrum der inhaltlichen Debatte, die von einem Impulsreferat von Ulrich Kriegesmann (u.a. Vorstandsvorsitzender der GEW Bochum und in verschiedenen GEW- Gremien auf Landesebene involviert) eingeleitet und durch zahlreiche, teilweise dramatische Berichte der Anwesenden aus einzelnen Schulen abgerundet wurde.
Beeindruckt hörten die Beteiligten den Schilderungen von fehlendem Personal und übervollen Gruppen, von unsicheren Lebensumständen Beschäftigter aufgrund immer wieder befristeter Verträge. Perspektiven  zu Verbesserungen der Umstände fehlen aufgrund  von fehlendem Nachwuchs. An Universitäten gibt es nicht genügend Studienplätze  in den nicht sonderlich im Profilierungsfokus stehenden Fachrichtungen wie Sonderpädagogik. Offenbar besteht wenig Interesse, die Kapazitäten auszubauen.

Nahezu noch beeindruckender waren die Schilderungen dazu, wie die Aufgabenbereiche der Beschäftigten im Laufe der Jahre immer und immer stärker ausgeweitet wurden und in den Ansprüchen existentiell vertieft haben: Die Kinder, mit denen mit viel Herzblut umgegangen wird, kommen mit immer größeren, immer drastischeren fehlenden Voraussetzungen zu uns, immer heftiger sind selbstverständlichste Lebensgrundlagen, -einstellungen und Grundhaltungen nicht oder nur marginal vorhanden und immer breiter und aufgefächerter werden die Zielvorgaben, was nach dem Ende der Schulzeit erreicht sein soll. Die Gesellschaft verändert sich dramatisch und genau dies wirkt in Schule hinein, die Ansprüche sind also extrem stark erweitert.
Auf der anderen Seite  stehen den Beschäftigten keine verbesserten oder ausgeweiteten Ressourcen zur Verfügung, die helfen würden, das MEHR und das SCHWIERIGERE an Aufgaben bewältigen zu können. Tatsächlich sind die Bedingungen für die Beschäftigten sogar noch erschwert worden (Erhöhung der Arbeitszeiten, fehlende Erhöhungen für Anrechnungsstunden zum Erledigen zahlreicher neuer Aufgaben, Belastungen durch Aufstockung von Bürokratien, stärkere zeitliche Bindung der Beschäftigten zu allen möglichen Tages- und Nachtzeiten an den Schulen, Übernahmeverpflichtung für extrem umfangreiche Aufgabenbereiche, für die man nie ausgebildet wurde (Stichworte: Inklusion oder Management digitaler Systeme).

Insgesamt lassen sich die Schilderungen unter den Stichworten „dramatische Arbeitsverdichtung“ und „Entgrenzung von Arbeit“ zusammenfassen. Die sehr besondere Arbeit mit Menschen unserer Beschäftigter und die zeitlich nur schwer zu erfassenden Strukturen der Arbeit an Schulen und Kitas können besonders dramatische Folgen haben (wer bekommt schon mit, wie lange an Schreibtischen nachts noch gearbeitet wird?)– viele Beschäftige „fallen schlicht um“ oder stehen kurz davor, viele kämpfen mit Burnouts. Extrem viele Beschäftigte treibt es in Teilzeitarbeit, weil volle Stellen einfach nicht gesund zu bewältigen sind. Noch nie erreichten uns so viele Anfragen selbst junger Menschen, wie sie „aus diesem System möglichst schnell raus kommen“.

Für uns als Gewerkschaft ergeben sich aus all dem mehrere Schlussfolgerungen:
Wir werden weiterhin versuchen, Beschäftigte gut zu beraten und weiterzubilden, um die (viel zu wenigen) Gestaltungsmöglichkeiten in ihren Einrichtungen produktiv zu nutzen. Und wir werden versuchen, uns weiterhin politisch einzumischen, um die vor Ort sichtbaren Bedingungen zu ändern, indem wir die GROSSEN SETZUNGEN des Gesamtsystems Kitas und Schulen in den Blick nehmen – denn vielleicht nirgendwo sonst ist der Zusammenhang fataler systemischer Grund-Setzungen und dramatischer Folgen im Konkreten so groß wie bei uns.
Also für uns heißt das:

Niemals aufgeben –
von uns wird zu hören sein …
im Interesse unserer Kinder und Beschäftigten!

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