Neuigkeiten 09.03.2019

Herne fragt Schüler: Wie geht es euch?

In Herne startet die zweite Runde des Projektes UWE mit dem Ziel, die Lebenssituation von Jugendlichen zu erfassen und den Schulen Hilfen zu bieten die Situation zu verbessern.

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Text aus WAZ online, Lokales Herne & Wanne-Eickel
Redakteur: Lars-Oliver Christoph
05.03.2019

Herne fragt alle Siebt- und Neuntklässler: Wie geht es euch?
Wie fühlen sich Jugendliche? Welche Probleme haben sie? Gibt es Bezugspersonen? Diesen und anderen Fragen geht das Projekt UWE in allen siebten und neunten Klassen in Herne auf den Grund.

Herne.   Viele Herner Schüler sind unglücklich. Das war 2017 ein Ergebnis der Befragung von 2000 Schülern. Stadt und Uni Bochum setzen das Projekt fort.
Viele Herner Schülerinnen und Schüler sind unglücklich. So lautete 2017 ein erschreckende Ergebnis einer umfassenden Befragung in allen siebten und neunten Klassen der 14 weiterführenden Herner Schulen. Nun geht dieses NRW-weit einmalige und aus Kanada importierte Projekt UWE - „Umwelt – Wohlbefinden – Entwicklung von Kindern und Jugendlichen“ in Herne in die zweite Runde: mit neuen Fragen, einem neuen Geldgeber sowie dem Ziel, das Instrument zur Verbesserung der Lebenssituation von Jugendlichen in Zukunft fest zu verankern, sprich: die Schüler künftig alle zwei Jahre zu befragen.
 Am Dienstag waren alle Siebt- und Neuntklässler der Hans-Tilkowski-Schule aufgerufen, die ihnen vom federführenden Bochumer Ruhr-Uni-Institut ZEFIR vorgelegten rund 50 Fragen zu beantworten. Fragen wie „An wie vielen Tagen hast du ein Frühstück?“ oder „Wann gehst Du ins Bett?“ finden sich ebenso in der Liste wie Fragen zum Wohlbefinden, der Gesundheit, Schulerfahrungen, Bezugspersonen und besten Freunden. Bis Ostern wird der Bogen auch an den anderen weiterführenden Schule vorgelegt; im Herbst soll die Auswertung vorliegen.

Zwei Drittel der Schüler nahmen 2017 teil
„Wir wissen wenig über diese Jugendlichen und ihren Alltag“, sagt Bildungsdezernentin Gudrun Thierhoff. Das hat sich seit 2017 geändert. Die Resonanz war damals groß: Gut zwei Drittel der Eltern gaben das Einverständnis für die Teilnahme ihrer Kinder an der anonymen Befragung. Das ist auch diesmal das Ziel.
Die Ergebnisse der ersten Befragung seien auf vielfältige Weise aufgenommen und diskutiert worden, – nicht nur in und von den Schulen, sondern auch im sozialen Umfeld und von Institutionen, berichtet Jan Schröder vom städtischen Bildungsbüro. Jede Schule sei über das konkrete Ergebnis der einzelnen Klassen informiert worden. Der Umgang mit diesen Informationen sei unterschiedlich gewesen, berichtet die Stadt. Fünf Schulen hätten ein Workshop-Angebot mit externer Beratung angenommen, anderen hätten die Ergebnisse in einer Vollversammlung, einer Schulkonferenz oder auch nur auf Lehrerebene unter der Fragestellung diskutiert: Welche Themen sind wichtig für unsere Schule?
Bertelsmann-Stiftung übernimmt die Finanzierung
Das Land hat sich inzwischen aus der Finanzierung des - noch unter Rot-Grün angestoßenen - Projekts zurückgezogen. Der Etat von knapp 200.000 Euro wird diesmal von der Bertelsmann-Stiftung übernommen. In dieser zweiten Runde soll ein Online-Instrument entwickelt werden, das es künftig Herne und allen anderen Städten ermöglicht, die Befragung alle zwei Jahre eigenständig und ohne großen Etat durchzuführen.
„Das Interesse ist in den Städten und Gemeinden sehr groß“, sagt Professor Sören Petermann, der von Professor Klaus Peter Strohmeier die Leitung von UWE übernommen hat.

Kommentar von Redakteur Lars-Oliver Christoph(entspricht auch der Meinung der GEW Herne)

UWE dreht in Herne eine weitere Runde und soll künftig zum Dauergast werden. Eine gute Entscheidung, denn: Mit Jugendlichen reden und nicht über sie - das findet in Herne und anderswo leider vile zu selten statt.
Mit dem Sammeln von Antworten allein ist es jedoch nicht getan: Es wird nicht zuletzt auf die Schulen selbst ankommen, wie sie mit dem Material umgehen und welche konkreten Schlüsse sie daraus ziehen. Eine ebenso wichtige Rolle wird der Stadt zukommen, die auf Basis der Umfrageergebnisse mit und auch außerhalb der Schulen weiter an der Verbesserung der Struktur für Jugendliche und Familien arbeiten muss - so schwierig dies angesichts der großen Herausforderung und der leeren Kassen auch ist.
Dass sich nun weitere Kommunen in NRW für UWE interessieren, spricht für das Projekt und die Arbeit der in Herne Beteiligten. Und vielleicht denkt ja auch das Land noch einmal darüber nach, ob eine Förderung für UWE nicht vielleicht doch sehr gut investiertes Geld ist.