Neuigkeiten 02.12.2020

Ein Hilferuf von Schülerinnen und Schüler an Politiker des Landtags

Die Schüler*innen-Vertretung der Erich-Fried-Gesamtschule aus Herne haben die Hoffnung verloren, bei Frau Gebauer Gehör zu finden. Nun versuchen sie einen neuen Weg.

Min.

Es folgt der Brief an Oppositions-Politiker*innen von Schülerinnen und Schüler der Erich-Fried Gesamtschule in Herne:

Ein Hilferuf von Schülerinnen und Schülern
Herne, den 30.11.2020

Sehr geehrte Frau Paul, sehr geehrte Frau Beer, sehr geehrter Herr Kutschaty, sehr geehrter Herr Ott,
normalerweise müssten wir mit unserem Anliegen, einen Brief an Schulministerin Yvonne Gebauer und das Schulministerium richten. Wir müssten uns dort Gehör verschaffen, wo die schulischen Entscheidungen getroffen werden. Wir könnten der Schulministerin von vielen Untersuchungen und Studien zum Infektionsgeschehen in Schulen berichten und mit Zahlen und Empfehlungen der Leopoldina, des Münchner Helmholtz-Zentrums und des Robert Koch-Instituts argumentieren, um sie zum Einlenken zu bewegen. Wir haben aber mittlerweile die Hoffnung verloren, dort gehört zu werden, denn wir bekommen täglich in den Nachrichten die vielen erfolglosen und fast schon verzweifelten Bemühungen von Eltern, Lehrerinnen und Lehrern sowie auch von Ihnen mit, Frau Gebauer zu einem Umlenken im Hinblick auf den Schulalltag in der Pandemie-Zeit zu bewegen.
Wir möchten NICHT, dass die Schulen irgendwann wieder geschlossen werden müssen (wie in Österreich oder Polen). Wir möchten während der Pandemie auch weiterhin vor Ort in der Schule lernen.


Wir machen uns große Sorgen, …

  •  … dass wir durch die aktuellen Vorgaben, mit allen gemeinsam zu lernen, ein höheres Risiko haben, krank zu werden und andere anzustecken.
  •  … immer wieder in eine zweiwöchige Quarantäne zu müssen, wenn wir mit bis zu 30 anderen Schülerinnen und Schülern in einem Raum lernen.
  • … unsere Schulabschlüsse nicht zu erreichen, weil Teile unserer Kurse und Klassen in Quarantäne müssen und das Lernen von zu Hause über einen Zeitraum von zwei Wochen sehr schwierig ist.
  • … dass hochrangigen Politiker nichts anderes einfällt, als das Lüften, das Tragen von Masken und die Händehygiene.
  • … wenn wir in den Nachrichten hören, dass man in 75% der Fälle gar nicht weiß, wer sich wo und unter welchen Umständen ansteckt und im Schulbetrieb nichts geändert wird.
  • … dass die Empfehlungen der Wissenschaftler ignoriert werden (im Frühjahr wurde stets gesagt, wie wichtig sie seien)
  • … dass in einer Demokratie viele Menschen überhaupt kein Gehör finden, obwohl Frau Ge-bauer stets betont, mit allen Interessensvertreterinnen und -vertretern vor Entscheidungen gesprochen zu haben.
  •  … dass noch viel Schlimmeres passieren muss, damit Frau Gebauer endlich einlenkt.

Wir glauben, …

  • … dass Wechselunterricht oder andere Modelle die Quarantänefälle deutlich reduzieren würden, wir regelmäßiger in der Schule wären und uns keine Sorgen mehr um unsere Ab-schlüsse machen müssten.
  • … dass die Politik, unseren Lehrerinnen und Lehrern vor Ort vertrauen muss, die jeden Tag dafür sorgen (wollen, aber nicht dürfen), dass es uns auch während der Pandemie gutgeht.
  • … dass wir durch eine andere Organisation des Schulalltags mindestens genauso viel lernen und gleichzeitig vor einer Infektion mit dem Corona-Virus geschützt sind.

Zum Glück sind die Infektionszahlen (in „unserem“ Corona-Hotspot Herne) rückläufig, die Situation an Schulen ist unserer Wahrnehmung nach allerdings überhaupt nicht zufriedenstellend. Auch dann nicht, wenn ab einem Schwellenwert von 200 Neuinfektionen in 7 Tagen ab Jahrgangsstufe 8 Wechselunterricht für einzelne Schulen erlaubt wird. Erstens stellen wir es uns sehr schwierig vor, von „heute auf morgen“ in einen neuen Modus zu wechseln und für den Fall, dass der Wert wieder sinkt, von „jetzt auf gleich“ „zurück zu wechseln“. In unseren Augen braucht es Lösungen, die langfristiger angelegt sind, sodass wir unsere Eltern und Lehrerinnen und Lehrer verlässlich planen können.
Unsere Enttäuschung ist kaum in Worte zu fassen, das Vertrauen in die Politik und Demokratie ist deutlich gesunken. Wir möchten dennoch einigen Schülerinnen und Schülern eine Stimme geben und zumindest Ihnen, die Gedanken und Sorgen mitteilen – in der Hoffnung, dass unsere Sorgen vielleicht ein klein wenig gehört werden.

o    „Durch Quarantäneanordnungen besteht ein Kurs nur noch aus 3 Schülerinnen und Schülern. Wie will man mit drei Schülerinnen und Schülern vernünftig Unterricht machen?“

o    „Wegen Quarantänen unserer Lehrerinnen und Lehrern haben wir sehr oft Vertretungsunterricht (mehr als sonst) bei unbekannten, wechselnden Lehrerinnen und Lehrern, die uns sonst gar nicht unterrichten. Wie sinnvoll ist dieser „Unterricht“?

o    „An manchen Tagen fehlen so viele Lehrerinnen und Lehrer, dass Kurse zusammengelegt werden müssen, um den Unterricht aufrecht zu erhalten. Das ist ein großer Widerspruch gegenüber allen Schutzmaßnahmen außerhalb von Schulen.“

o    „Warum fragt uns niemand, wie es uns in dieser Situation geht?“

o    „Warum werden für Schulen nicht verschiedene Möglichkeiten durchdacht. Das Virus ist unberechenbar und erfordert immer wieder Anpassungen.“

o    „Warum wird immer nur übers Lüften, Maskentragen und die Verpflichtung von Distanzunterricht gesprochen?“

o    „Ich bin verwirrt und habe Angst, meine Großeltern anzustecken.“

o    „Mich beunruhigt es, mit vielen Schülerinnen und Schülern in der Pause zu sein.“

o    „Wo soll das noch hinführen?“

o    „Wir haben jeden Tag nur Vertretung!“

Vielen Dank für Ihre Arbeit. Bleiben Sie gesund.

Freundliche Grüße

Die Schülervertretung der Erich-Fried-Gesamtschule in Herne