Neuigkeiten 04.02.2021

Distanzlernen in der Schule

Wie sieht es an Herner Schulen im Lockdown aus? Wie kommen sie mit den Vorschriften zurecht? Viele Probleme müssen bewältigt werden. Schulleiter und der Vorsitzende der Herner GEW kommen zu Wort.

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WAZ, Herne&Wanne-Eickel
1.02.2021
Von Kathrin Meinke

Herne.  Seit Montag dürfen Schüler ab Klasse 7 zum Distanzlernen in die Schule. Manche Herner Schule bot das längst an, andere stellt es vor Probleme.
Seit diesem Montag dürfen auch Schüler der Klassen 7 und älter zum Distanzunterricht in die Schulen kommen. Das hat NRW-Schulministerin Yvonne Gebauer vergangenen Donnerstag angekündigt. In Herne war dies aber an einigen Schulen längst möglich. Anderen kam die Information aus Düsseldorf wieder mal viel zu kurzfristig.
„Wir haben die Eltern schon zu Beginn des Lernens in Distanz darauf hingewiesen, dass Schülerinnen und Schüler, die kein adäquates Endgerät haben, entweder einen Antrag an den Förderverein stellen können oder aber, wenn sie zu Hause keine ausreichenden Bedingungen haben, es in der Schule Study Halls gibt“, sagt Antje Fehrholz, Schulleiterin am Gymnasium Eickel. Bislang habe sie aber keine einzige Anmeldung für das Angebot bekommen.

GEW: Nur motivierte Kinder können so abgeholt werden
Auch Carsten Piechnik, Herner Vorsitzender der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW), sagt, dass es diese Möglichkeit in Herne an vielen Schulen längst gebe. „An den Schulen drohte ein Teil der Kinder wegzubrechen“, sagt er. Deshalb hätten diese sich längst Gedanken gemacht, wie sie die Schüler erreichen können, die nicht die nötige Ausstattung oder Ruhe zu Hause haben. „Das ist ein sehr gutes Angebot, aber wieder mal hinkt die Politik mit den Maßnahmen der Realität hinterher“, kritisiert er.
Es bliebe aber ein weiteres Problem: Denn während man motivierte Kinder, denen nur die Infrastruktur fehlt, so sehr gut unterstützen könne, würde man die, bei denen das nicht so ist, weiter nicht abholen können, befürchtet Piechnik. Und das seien nicht wenige. „Da droht die Spaltung der Gesellschaft noch weiter aufzugehen.“

Schulmail vom Ministerium kam zu kurzfristig
Für andere Schulleiter kam die Information des Schulministeriums schlichtweg zu kurzfristig. Laut Wiltrud Zimmermann, Schulleiterin der Realschule Crange, sei die Zeit nicht ausreichend gewesen, um alle Betroffenen ausreichend zu informieren. Für die Notbetreuung, die es bereits für die Jahrgänge 5 und 6 gibt, habe sie nur eine einzige Anfrage bekommen, die sich dann aber auch zerschlagen habe.
Ein ähnliches Bild zeigt sich an der Gesamtschule Wanne-Eickel: „Da die neue Schulmail mal wieder sehr kurzfristig kam, konnten wir in der Schule noch keine Regelungen zur Erweiterung des Betreuungsangebots als Schulleitung festlegen“, sagt Schulleiterin Katharina Rodermund.
Es stellten sich organisatorische Fragen: „Jetzt muss überlegt werden, was unter den gegebenen Bedingungen eine sinnvolle Gruppengröße sein kann, die von den Sozialpädagogen betreut werden könnten, welche Kinder wirklich bedürftig sind, welche Zeiträume denkbar sind etc.“, sagt Katharina Rodermund. All das müsse geklärt werden. Aber am Freitag stand erstmal die Zeugnisvergabe an und in dieser Woche die Anmeldungen für Klasse 5.

Lehrer sind durch Distanzunterricht ausgelastet
So lange Eltern zur Anmeldung in die Schule kämen, sehe sie coronabedingt keine Möglichkeit, auch Schüler kommen zu lassen, so die Schulleiterin der Gesamtschule Wanne-Eickel. „Das heißt, bei uns wird die erweiterte Betreuung erst in der Woche nach den Anmeldungen starten“, sagt Katharina Rodermund.
Zudem sei die Betreuungskapazität sehr begrenzt. Zwar sollten auch Lehrer eingesetzt werden, die nicht im Distanzunterricht eingebunden sind, aber das seien an der Gesamtschule Wanne-Eickel alle Lehrer. Und auch am Haranni-Gymnasium. „Alle Kollegen sind im Distanzunterricht und haben da alle Hände voll zu tun“, sagt Schulleiterin Nicole Nowak. „Da können sie nicht zeitgleich hier sein zur Betreuung.“

Platzangebot ist sehr begrenzt
Es bleibe eine pädagogische Kraft und ein Bundesfreiwilligendienstler. Aber um wie viele Kinder aus verschiedenen Klassen und mit verschiedenen Aufgaben sollten sich die beiden adäquat kümmern, fragt sich Nicole Nowak. Sie hätten sich auf 15 bis maximal 20 geeinigt, die dann in unterschiedlichen Räumen sitzen würden. Vier dieser Plätze werden bereits durch die Notbetreuung belegt.
Bisher habe sie noch keine Anfragen von Eltern bekommen. Die Arbeit mit Microsoft Teams funktioniere gut und so hätten die Klassen- und Fachlehrer auch regelmäßig Kontakt zu den Schülern – anders als beim ersten Lockdown. Dennoch hat Nicole Nowak ihre Kollegen gebeten, vor allem bei den jüngeren Schülerinnen und Schüler zu gucken, wo es prekär sein könnte. Diese Schüler wolle man in Kürze gezielt ansprechen.


KEIN PRÄSENZUNTERRICHT BIS 12. FEBRUAR:

  • In NRW ist der Präsenzunterricht aufgrund der Corona-Pandemie bis zum 12. Februar ausgesetzt.
  • Seit Montag ist der Distanzunterricht wieder in Klassenräumen möglich. Nach Angaben des NRW-Schulministeriums können die Schulen den Schülern, die zu Hause nicht das passende Umfeld haben, ein Angebot machen.